Ein Kommentar von Michael Wiesinger

Die Europäische Union scheint für viele weit weg zu sein. Es fehlt oftmals an emotionaler Bindung und praktischer Erfahrung. Um uns die Distanz zur EU nehmen zu können, ist es unumgänglich, die Europäische Integration ehrlich und aktiv voranzutreiben und in ihr nicht nur ein Lippenbekenntnis zu sehen. Die Staatengemeinschaft muss hautnah spürbar werden.
Jedoch ist die öffentliche Wahrnehmung der EU meist jene eines gigantischen Bürokratieapparates, der weit weg in Brüssel anonym und gegebenenfalls auch überheblich agiert. Dieses Image wird auch seitens der Nationalstaaten immer wieder gepflegt, will man doch Unangenehmes oder Negatives gerne auf die europäische Ebene abwälzen.
Auch fehlt in Europa eine gemeinsame und identitätsstiftende Sprache. Diese Tatsache darf nicht zum Stillstand wie beim Turmbau zu Babel führen, sondern muss mit einem Mehr an Kommunikation überwunden werden.


Eigene Medien schaffen und Öffentlichkeitsarbeit vor Ort verstärken.Michael Wiesinger Portrait
Daher ist es notwendig und darf an dieser Stelle durchaus als Anregung oder Forderung formuliert werden, dass die Union gemeinsame Medien mit großer Reichweite schafft. Ein europaweiter, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und freie Printmedien, die die ganze Union umfassen, können als ausgleichendes Gegengewicht zur veröffentlichten Meinung in den einzelnen Nationalstaaten fungieren. Ergänzend ist ein Ausbau der EU eigenen Öffentlichkeitsarbeit direkt vor Ort unumgänglich, um den Menschen das Wirken der Union direkt vor ihrer Haustüre zu verdeutlichen. Beide Maßnahmen zusammen sind geeignet, die EU fernab von den allerorts vorhandenen Partikularinteressen ins richtige Licht zu rücken.


Friedensprojekt Europa
Über allem steht die Europäische Union für das größte Friedensprojekt in der Geschichte des Kontinents. Seit der Schuman Deklaration am 9. Mai 1950 ist die Kernaufgabe des Zusammenschlusses europäischer Staaten die Erhaltung und Sicherung des Friedens. Dies stetig zu kommunizieren, ist unser aller höchster Auftrag. „Mein Opa kämpfte am Isonzo und ich darf zu Europawahlen gehen.“ So wird die Europäische Union im Herzen der Bürgerinnen und Bürger am deutlichsten spürbar.

 

Michael Wiesinger, MBA ist Präsident der Europäischen Akademie Wien, deren Schwerpunkt in den kommenden Monaten auf der Europäischen Integration liegen wird.

Designed & Developed with By XOXO Websolutions